Richard Wagner und München

Richard WagnerMünchen und Richard Wagner sind für immer schicksalhaft miteinander verbunden. Wagner kam zum ersten Mal im Sommer 1861 nach München, als er eine Reise von Wien nach Zürich unterbrach, um sich mit Blandine Ollivier, einer Schwester Cosima Liszts und deren Ehemann Emile zu treffen. Auf einer erneuten Fahrt von Wien nach Zürich, auf der Flucht vor Gläubigern, machte Wagner wiederum in München Station.

Ludwig II.Auf einem Spaziergang durch die Stadt am Karfreitag des Jahres 1864 traf er in einer Seitenstrasse auf einen kleinen Laden, in dessen Auslage er ein Bildnis des jungen Königs Ludwig II. erblickte. In seiner Biographie berichtet er davon, wie er von dessen Jugend und Schönheit tief berührt wurde.

Wagner befand sich in dieser Zeit in seiner wohl schwersten Lebenskrise. In einem Brief an seinen Freund Cornelius schrieb er: „...Ein gutes, ein wahrhaft hilfreiches Wunder muß mir jetzt begegnen, sonst ist's aus.“ Die Geschichte dieses Wunders, das tatsächlich für Wagner eintrat, ist immer wieder berichtet worden: in Stuttgart wurde er vom Kabinettssekretär Ludwigs II. im seinem Hotel aufgespürt. Die erlösende Nachricht, die ihn für den Rest seines Lebens von den drückendsten finanziellen Sorgen befreien sollte, traf in Form des Versprechens des Königs ein, ihn für alle Zukunft zu unterstützen.

Nationaltheater Ludwig stellte Wagner das Haus Pellet am Starnberger See zur Verfügung, so dass häufige Zusammenkünfte der Beiden auf Schloss Berg möglich waren. Im September 1864 bezog Wagner in München ein Haus in der Brienner Straße und nahm, nachdem ihm der König offiziell den Auftrag dazu erteilt hatte, die Arbeiten am „Ring des Nibelungen“ wieder auf. Für die Ring-Aufführungen plante Ludwig II. ein eigenes großes Theater in München zu errichten, zu dessen Ausführung es aber nicht kam. Am 10.Juni 1865 fand im königlichen Hoftheater unter der Leitung Hans von Bülows die Uraufführung von „Tristan und Isolde“ statt, die zu einem triumphalen Höhepunkt geriet.

Sehr bald jedoch entstand in der öffentlichen Meinung und der bayerischen Regierung eine starke Gegnerschaft zu Wagner, ausgelöst durch seine Verschwendungssucht, das aufwändige Theaterprojekt sowie seine Einmischung in politische Angelegenheiten und seine Beziehung zur Ehefrau Hans von Bülows. Im Jahre 1865 kam es zum Eklat, nachdem Wagner in einem Zeitungsartikel die Entfernung mehrere Personen aus dem Kabinett verlangte, „...welche nicht die mindeste Achtung im bayerischen Volk genießen.“ Dem König blieb keine Wahl, am 10.12.1865 musste Wagner sehr zum Leidwesen Ludwigs in Richtung Schweiz abreisen. Am 21.06.1868 wurden in München „Die Meistersinger von Nürnberg“ uraufgeführt. Wagner wohnte der Aufführung in der Loge des Königs bei und nahm dort den Beifall des Publikums entgegen. Zu massiven Verstimmungen zwischen dem König und ihm kam es aber anlässlich der Uraufführung des Rheingold im Jahre 1869 und der Walküre 1870. Wagner sah seine Idee, eigene Festspiele zu veranstalten und den gesamten „Ring“ an vier Abenden hintereinander aufzuführen, gefährdet.

Wagner reiste am 31.08.1869 nach München und stieg bei Reinhard Schaefer (Gründer des ersten Richard Wagner-Vereines in München im Jahre 1871) ab. Doch alle Bemühungen, die Uraufführungen in München zu verhindern, scheiterten. Wagner kam in der Folge nur noch wenige Male nach München, so am 12.11.1880, als er das Vorspiel zu „Parsifal“ für Ludwig II. dirigierte.

TrauerzugZum letzten Mal „kehrte“ Richard Wagner nach München „zurück“, als seine sterblichen Überreste am 17.02.1883 von Venedig nach Bayreuth überführt wurden. Der König ließ die Fahrt für etwa 2 Stunden unterbrechen. Vertreter der Münchner Gesellschaft versammelten sich auf dem Zentralbahnhof mit Fahnen und Kränzen. Unter ihnen befand sich auch eine Abordnung des „Münchner Richard Wagner-Vereins“. Der König sagte: „Den Künstler, um welchen jetzt die ganze Welt trauert, habe ich zuerst erkannt, habe ich der Welt gerettet.“ Und in der Tat: ohne Ludwig II. wären „Die Meistersinger von Nürnberg“, „Der Ring des Nibelungen“ und der „Parsifal“ wohl nie entstanden.