Das Liebesverbot

Das Liebesverbot oder die Novize von Palermo

Richard Wagner hat seine zweite Oper im Alter von 23 Jahren geschrieben. Die Bedeutungsschwere seiner Spätwerke ist hier noch fern, Anklänge an die auch musikalisch leichtere französische Opéra-Comique schmeicheln dem Ohr. Chorszenen beleben das Ringen um Verbote und Liebesnöte angelehnt an die Komödie „Maß für Maß“ von William Shakespeare. Die Willkür und Hybris eines Mächtigen spielt eine wichtige Rolle. Ob das Regieteam wohl Parallelen zur Gegenwart entdecken konnte?

Der Richard Wagner Verband München e.V.

feiert im Jahre 2021 Jubiläum. Aus diesem Anlass richtet der Verein in der Zeit vom 14.-17.10.2021 den Internationalen Richard Wagner Kongress mit vielen Veranstaltungen aus. 150 Jahre Liebe zum Wagnerschen Genius – 150 Jahre Förderung junger Künstler, dies aber im Bewusstsein der dunklen Kapitel der Geschichte (vgl. neues Buch „Zwischen Tatkraft und Verblendung“ von Frau Dr. Fuchshuber-Weiß“).

Opera Incognita

Die junge Opernkompagnie verwirklicht anspruchsvolle Opern in hoher Qualität, besetzt mit durchwegs jungen Talenten. Ungewöhnliche Orte sollen das Publikum überraschen und – im übertragenen Sinne - ins Freie locken. Andreas Wiedermann sorgt mit seinen auf den Spielort hin maßgeschneiderten Inszenierungen in Verbindung mit Ernst Bartmanns musikalischer Einrichtung und Leitung für einzigartige Opernerlebnisse.

Wann und wo

Die Veranstaltungen finden in Sugar Mountain statt.

Karten für die Aufführungen am 17.10.2021, 22.10.2021 und 23.10.2021 sind bereits bei München Ticket verfügbar.

Inhaltsangabe

Richard Wagners zweite auskomponierte Oper „Das Liebesverbot“ ist eine freie Bearbeitung der Komödie „Maß für Maß“ von William Shakespeare und spielt in Palermo.

1. Akt 1. Szene – Vorstadt

Friedrich, der deutsche Statthalter von Sizilien hat sich bei seinen Untertanen unbeliebt gemacht, denn er hat dem Volk wohl schon so manch merkwürdige Vorschriften und Maßnahmen zugemutet. In der Vorstadt kommt es am Rande von Karnevalsfeiern zu Ausschreitungen und Schlägereien einer wilden Gruppe.

Die Mehrheit bewahrt kühlen Kopf, ist um Mäßigung bemüht und möchte dem Treiben ein Ende setzen, als eine amtliche Bekanntmachung in den Tumult platzt: Der Karneval und alle diesbezüglichen „sittenwidrigen“ Umtriebe werden bei Todesstrafe verboten. Claudio ist eines der ersten Opfer des neuen Verbotes und wird verhaftet. Sein Freund Lucio eilt zu dessen Schwester Isabella ins Kloster der Eilsabethinnen, um sie von den Vorgängen zu unterrichten und Hilfe zu organisieren.

1. Akt 2. Szene – Klosterhof

Im Gespräch zwischen Isabella und ihrer Jugendfreundin Mariana erfahren wir, welches Schicksal Mariana ins Kloster gebracht hat. Einst war Sie mit Friedrich verheiratet, aber als dieser zum Statthalter aufstieg, ließ er sie im Stich. Luzio trifft ein und bittet Sie um Hilfe für den Bruder. Isabella willigt ein, das Kloster kurzzeitig zu verlassen, um bei einer Rettungsaktion für den Bruder tätig zu werden. Einen Antrag des in Liebe für sie entbrannten Luzio lehnt sie freilich ab.

1. Akt 3. Szene – Gerichtssaal

Brighella, korrupter Polizeichef und Schnellrichter in einer Person, ist entschlossen in Abwesenheit von Friedrich durchzugreifen, wird aber von der hübschen Dorella umgarnt. Die Sitzung wird unterbrochen, das Volk begehrt Einlass. Friedrich wird bedrängt, das Gesetz fallen zu lassen, pocht aber weiter unerbittlich auf „Sittsamkeit“ und „Keuschheit“. Claudio wird zum Verhör vorgeführt und zum Tode verurteilt. Da tritt Isabella vor und bittet den Statthalter dringlich um ein 4-Augen-Gespräch. Der erste Versuch, Friedrich zu überlisten (indem seine unmoralischen Angebote öffentlich gemacht würden) scheitert.

Friedrich macht der hübschen Isabella ein unzweideutiges Angebot: Sex mit ihm gegen Freiheit für den Bruder. „Frei ist dein Bruder, wenn du mich lehrst wie himmlisch sein Verbrechen!“ Isabella willigt scheinbar ein, aber statt ihrer soll Mariana zum Rendezvous erscheinen. Der Plan: Die Doppelmoral des Statthalters offenbar zu machen und das neue Gesetz zu Fall zu bringen.

2. Akt 1. Szene – Gefängnisgarten

Claudio empfängt seine Schwester in Erwartung der Todesstrafe. Isabella enthüllt ihm nur einen Teil des Planes und stellt ihn auf die Probe. Letztlich stellt sich heraus, dass Claudio die Entehrung seiner Schwester als Preis für seine Rettung in Kauf nehmen würde.

Isabella überlegt sich nun einen genauen Ablauf, wie Sie Friedrich überlisten und ihren Bruder einerseits für seine Haltung bestrafen, aber andererseits vor der Todesstrafe bewahren kann. Friedrich soll - von Liebessehnsucht getrieben - sein eigenes Gesetz brechen und maskiert zum geplanten unmoralischen Stelldichein erscheinen.

Dorella hilft ihr bei der Umsetzung des Planes und erkennt, dass Luzio in Isabella verliebt ist.

2. Akt 2. Szene – Zimmer in Friedrichs Palast

Friedrich ist entschlossen zum Rendezvous mit Isabella, rückt aber nicht von der geplanten Hinrichtung Claudios ab. Auch Brighella plant, das Gesetz zu brechen, einem in Aussicht stehenden Treffen mit Dorella – ebenfalls verkleidet – kann er nicht widerstehen, bekämpft aber öffentlich qua amt unvermindert das Karnevalstreiben. Das als Falle eingefädelte Doppeltreffen Friedrich/Mariana kommt zustande, Friedrich wird in doppeltem Wortsinne demaskiert, die ganze Geschichte wird enthüllt.

Das von Friedrich erlassene Gesetz wird aufgehoben, er selbst wird begnadigt.

Die Paare Dorella/Brighella und Isabella/Luzio finden sich. Alle ziehen dem König entgegen, der soeben auf Sizilien gelandet ist.

Kommentar

Danielle Buschinger (Amiens) - „Richard Wagner und William Shakespeare. Das Liebesverbot als Bearbeitung von Maß für Maß