Veranstaltung:

Wolfgang Kupfahl (Vortrag)

„Thomas Mann - ein kritischer Wagnerianer“

Internationales Begegnungszentrum IBZ, Amalienstr. 38
Samstag 05.05.2018 - 15:00 h

Als Thomas Mann (1875-1955) einmal gegenüber Bruno Walter scherzte, „beim zweiten Mal“ würde er gerne Dirigent werden, erwiderte der Angesprochene: „Gut, das Du es nicht schon jetzt geworden bist“. Wie immer Walter das gemeint haben mag, fest steht, dass Thomas Mann der Schriftsteller mit der innigsten Beziehung zur Musik gewesen war, sie am stärksten durchdrang und in sein Schaffen integrierte und in dieser Hinsicht sicher vor Shaw, Hofmannsthal und Zweig genannt werden darf. Und in seinem musikalischen Kosmos war ihm eine Gestalt geradzu ein „Leitstern“: Richard Wagner. Wenn sich ihm dessen Leuchtkraft als Künstler und Person auch zeitweilig abschwächte, zumal in den Dreißigern und Vierzigern des letzten Jahrhunderts,Thomas Mann blieb Richard Wagner sein Leben lang, mehr als 60 Jahre verbunden. Dabei war es bei ihm alles andere als eine reine oder gar blinde Liebe. Die frühe Lektüre Nietzsches hatte eine unauslöschliche kritische Basis geschaffen für seine „enthusiastische Ambivalenz“, wie Thomas Mann selbst seine Haltung zu Richard Wagner wiederholt charakterisiert hat.

Der Vortrag will die wichtigsten Stationen und Entwicklungen im Verhältnis Thomas Manns zu seinem musikalischen Hausgott nachzeichnen, ein Verhältnis, das mit den Ereignissen vom Februar 1933 auf einen tragischen Höhepunkt kam, ohne dadurch jedoch an Intensität und vor allem Dauer einzubüßen: Für den Festakt zur Verleihung der Ehrenbügerschaft der Stadt Lübeck, seiner Heimatstadt, hatte sich Thomas Mann das Vorspiel zu „Lohengrin“ gewünscht. Das war am 20. Mai 1955, drei Monate vor seinem Tod.

Den kompletten Text des Vortrags finden Sie hier.

Wolfgang Kupfahl, ehedem Jurist im Ministerialdienst in München, nach z. T. langjährigen Stationen im Innenministerium, Staatskanzlei und Landtag zuletzt (von 1995 bis 2002) Präsident des Bayerischen Landesamts für Statistik und Datenverarbeitung. Früh Interesse an Musik und Literatur. Vorträge, u. a. über Friedrich Nietzsche.